Pilze sind gefährdet
In Deutschland gibt es Schätzungen nach ca 10.000 Pilzarten und immer wieder werden Erstfunde gemacht. Während unsere Tier- und Pflanzenwelt inzwischen besser geschützt wird, trifft dies auf unsere Pilze meist nicht zu.
Warum ist das so?
· Diverse Pilze sind Spezialisten für bestimmte Lebensräume: ändert sich der Lebensraum, hat das Einfluss auf das Pilzwachstum.
Beispiele:
Das Aufforsten von Douglasien statt Fichten bedeutet ein Rückgang der Fichtenspezialisten. Hoher Nährstoffeintrag auf Wiesen verdrängt die Pilze der Magerwiesen.
· Die Fruchtkörperbildung (das, was wir als Pilz bezeichnen) ist nicht sicher vorhersagbar. Manche Arten pausieren jahrelang, um dann wieder massenhaft aufzutreten.
· Manche Pilze sind nur kurz zu sehen und werden dann oft übersehen. Ihr Lebensraum ist so u.U. viel schlechter eingrenzbar als bei einer seltenen Blume oder einem seltenen Käfer.
· Pilzkunde ist kaum in den Lehrplänen der Schulen vertreten. Dabei haben Pilze eine überlebenswichtige Rolle im Ökosystem. Ohne Pilze kein Wald, ohne Wald kein Leben. Und sogar wenn es um Biodiversität geht, fehlt oft das Reich der Pilze komplett.
Leichtsinniger Umgang mit Pilzen
Trotz der allgemeinen Unkenntnis ist der Umgang mit den Pilzen recht sorglos und oftmals leichtsinnig. Sobald die ersten reißerischen Meldungen über Riesenfunde in den Medien erscheinen, stürmen Menschenmassen in die Wälder und ernten alles, was sie finden. Ob zu jung, zu alt, vergammelt – egal. Anhand von „Bilderbüchern“ wird über’n Daumen gepeilt der Pilz bestimmt und unbesorgt der Speisewertangabe von alten Büchern vertraut.
So passieren jedes Jahr Vergiftungen.
Dazu kommt unachtsames bis fahrlässiges Verhalten.
Beispiele:
Jeder in Deutschland kann sich Pilzberater nennen, denn es gibt keine gesetzliche Regelung. Auf eine gesetzliche Regelung wirkt die Deutsche Gesellschaft für Mykologie schon lange hin, bis jetzt leider ohne Erfolg.
Pilzwissen lohnt sich
Mehr über Pilze zu wissen hilft, erfolgreicher zu sammeln und vermeidet Vergiftungen.
Mehr über Pilze zu wissen ist aktiver Artenschutz.
Wichtige Begriffe
Pilze / Funga | Pilze zählen weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren. Sie bilden ein eigenes Reich der Pilze. |
echte Pilze und unechte Pilze | Dazu gehören die echten Pilze und die sogenannten unechten Pilze, wie z.b. die Schleimpilze. |
Ständerpilze und Schlauchpilze | Nach der Art ihrer Vermehrung unterscheidet man die echten Pilze in Ständerpilze und Schlauchpilze. Zu den Ständerpilzen gehören z.B. die Lamellenpilze wie Parasol oder Champignon, die Röhrenpilze wie Steinpilz oder Marone, die Leistlinge wie der Pfifferling, die Porlinge wie Zunderschwamm und Birkenporling. |
Mycel | Der eigentliche Pilz besteht aus einem Geflecht von Wurzeln im Boden, man nennt es Mycel. Das, was wir als Pilz bezeichnen, ist genaugenommen nur sein Fruchtkörper, vergleichbar dem Apfel vom Apfelbaum. |
Worauf muss man achten, wenn man einen Pilz richtig bestimmen möchte?
Hut: Hutform / Hutoberfläche / Hutunterseite
Stiel: Stielform / Stieloberfläche / Stielbeschaffenheit
Was noch? Standort, Geruch, Sporenfarbe, Jahreszeit,
Wissen:
Es gibt Merkmale, die je nach Art, sehr veränderlich sind. Z.B. können die Größe und die Farbe sehr unterschiedlich sein. Andere Merkmale verändern sich nicht.
Manche Pilze wachsen nur in Verbindung mit einem bestimmten Baumpartner.
Das Aussehen eines Pilzes innerhalb der gleichen Art kann sehr unterschiedlich sein und Pilze verschiedener Arten können sehr ähnlich sein. Z.B. das essbare Stockschwämmchen und der tödlich giftige Gifthäubling. Giftpilze und Speisepilze können sogar an einem Substrat durcheinander wachsen.
Hier gibt es zwei Möglichkeiten, Sammlerglück vorausgesetzt: 1. Sie kennen den Pilz sicher.
2. Sie kennen den Pilz nicht sicher. Woran merkt man das? Ganz einfach, Ihnen gehen Sätze durch den Kopf wie ...er sieht aus wie ...ich bin mir ziemlich sicher ...es könnte sein, dass ...der riecht lecker ...der sieht gut aus ...der sieht aus wie ein Speisepilz |
Fazit:
Einen Pilz, den man nicht sicher als Speisepilz kennt, isst man nicht. Deshalb, ihn entweder stehen lassen! Oder:
3.
Sie wollen ihn kennen lernen.
Wie geht das?
Wissen:
Es gibt viel mehr Pilze, als in den Büchern abgebildet sind. In Büchern kann nie die ganze Bandbreite vom Erscheinungsbild gezeigt werden. Viele Pilze lassen sich nur mit Spezialliteratur und / oder einem Mikroskop genau bestimmen.
Pilze sind nach heutigem Wissenstand nicht kontaktgiftig. Das heißt, vom Pilzeanfassen alleine kann sich niemand vergiften. Anders sieht es aus, wenn Kinder Pilze oder Pilzstücke in den Mund stecken oder sich "Pilzsuppe" kochen und das Wasser schlürfen.
Davon abgesehen, dass es bei den "kleinen braunen oder weißen Wiesenpilzen" recht giftige Gesellen gibt, sind auch viele unserer Speisepilze in rohem Zustand unverträglich bis giftig.
Pilze sind spannend
Kinder können bereits im Kindergartenalter sachgerecht mit dem richtigen Umgang mit Pilzen vertraut gemacht werden. In der Regel haben sie daran viel Freude und vor allem sind sie gute Beobachter!
Spielbereich bei Krippekindern absuchen
Für kleinere Kinder gilt, dass das Gelände, das sie bespielen, abgesucht werden und die vorgefundenen Pilze entfernt werden sollten.
Sind Spielbereiche gemulcht, muss dieser in die Sichtung mit einbezogen werden.
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